20. August – Quimper

Quimper ist gemütlich. Die Gassen sind rustikal und weitläufig.

Die Kathedrale mit dem “schiefen” abknickenden Längsschiff sollte man unbedingt gesehen haben!

Geparkt haben wir in Locmaria. Dem alten römischen Siedlungsteil. Von hier aus kann man in 10 Minuten entspannt am Odet entlang in die Stadt laufen.

Zuerst sind wir in der Fischhalle gelandet. Zum Fisch kaufen war es freilich noch zu früh, schließlich wollten wir noch in die Stadt, aber für das zweite Frühstück in Form von traditionellen Galette waren wir goldrichtig.

Kaum zwei “Complet”bzw. Camembert und einen Crêpe Chocolat Blanche ging’s gesättigt in die Gassen.
Auch in Quimper kann man hervorragend die vorkragenden Obergeschosse der alten Häuser bewundern. Und an jeder Ecke spielten wirklich gute Strassenmusiker! Sehr entspannt.

Dazu passte der Grand Café Creme in einem ganz kleinen Büchercafe (überall standen Bücherregale zum schmökern). Die Terasse hatte Blick auf die Kreuzung zweier Flaniermeilen…

Auf dem Rückweg dann der Fischkauf. Wir haben gekauft, was spannend aussah bzw. was wir schon auf Speisekarten gelesen haben:

12 Pallurdes noir
12 Pallurdes Rose/grize
4 grüne Meeresschnecken
1 Kilo Französische Muscheln

Danach kam uns die glorreiche Idee, den Verkäufer zu fragen, wie man die Schnecken und Pallurdes (von denen wussten wir zumindest, dass man sich mit Butter und Knoblauch überbacken kann) zubereitet. Der Rest der Muscheln war uns ja klar.

Er musste glatt schmunzeln und hat’s uns freundlich erklärt.

Zurück am Camping begrüßte uns zuerst an der Einfahrt das lustige Völkchen aus dem Restaurant von gestern. Mit Händen, Füssen, deutsch, Englisch und Französisch haben wir eine verdammt lustige Stunde verbracht – inklusive Fußball mit einem kleinen, viel zu schweren, unreifen Kürbis.

Danach ging es ans Essen machen.

Die französischen Muscheln bekamen ein Bad in Weißwein-Knoblauch-Zwiebel-Sud spendiert. Verfeinert mit Creme legere.

Die letzten 5 Minuten leisteten ihnen die Schnecken Gesellschaft.

Die Pallurdes waren zwar wehrhaft zu knacken ohne Muschelmesser, mussten sich aber auch ergeben. Die Hälfte der je schwarzen und rose haben wir überbacken. Die übrigen gabs gleich roh mit Vinaigrette!

Was für ein Feinkostabend. Abgerundet durch ein Remis im Boule (ich hab nach schwerem Rückstand noch die Aufholjagd geschafft) sind wir todmüde ins Bett. Nicht ohne noch gut 30 Minuten das “lebende Hörbuch” Bretonische Verhältnisse gemeinsam zu lesen, wie fast jeden Abend: ich lese, bis Arne fast einschläft, unser gemeinsames Urlaubsbuch laut vor.

19. August – Reisetag nach Concarneau

Totale Überraschung – wie bei jedem Platzwechsel regnet es. Was nicht schlimm ist, da es dann auch nicht so warm ist im Auto.

Concarneau war flugs erreicht. Am Ortseingang erst mal Zwischenstop beim Decathlon. Das Sortiment ist deutlich mehr auf Wassersport ausgerichtet als bei uns. Die Wandersachen dafür mehr Baumwolle als Funktionskleidung. Fündig sind wir beide geworden.

Der 2-Sterne-Camping den wir ausgesucht haben, ist über eine Fähre mit der Altstadt verbunden. Wussten wir nicht, und haben uns sehr gefreut. Hatten wir doch befürchtet, aufgrund der Lage am anderen Ende der Bucht immer mit dem Auto fahren zu müssen.

Die Altstadt von Concarneau ist eine kleine Festungsinsel, eigentlich nur zwei Straßen. Gut gefüllt mit Besuchern, aber trotzdem nicht hektisch.

Wir haben dort lecker gespeist:
Jakobsmuscheln, überbackene Palourdes-Muscheln und im Anschluss in Weisswein gekochte Muscheln. Sehr lecker. Neben uns am Tisch ein seltsames Trüppchen von drei langhaarigen “Keltenfans”. Lustiges Volk, die durchaus Unterhaltungswert hatten.

Mit der Fähre, die praktischerweise bis 23 Uhr fährt, waren wir dann auch flugs wieder am Platz.

18. August – La Trinite, Pors Poulhan, Tronoen, Penmarch, Pouldreuzic

Auf direktem Weg ging es zur Kapelle Trinite Sur Mer. Was man so direkt nennt, wenn der Navigator die Routenbeschreibung frei auffasst, und beschließt, dass Norden nur dort sein kann, wo er meint. Sonnenstand und Kartenmaterial sind da nur flexibles Beiwerk…

Mit meiner Hilfe haben wir die hübsche Kapelle gefunden, die aber leider nur noch zu bestimmten Zeiten geöffnet ist. Wir waren zu der anderen Zeit da.

Dafür war die Kapelle von Tronoen geöffnet und der dortige Kalvarienberg eine echte Sehenswürdigkeit. Dargestellt ist das Leben Christi in vielen kleinen Sequenzen. Damals (durch die Priester) wie heute (durch die Tourführer) werden die wesentlichen Punkte dort erläutert und die relevanten Reliefs dazu mit langen Holzstäben wie mit einer Art Zeigestock angezeigt.

Entlang der Strecke des Sonnenwinds ging es gen Süden. Leider ist die Beschilderung der Tourismus-Rundfahrt lückenhaft, sodass wir uns nach zwei mal Verfahren selbst einen Weg gesucht haben.

In Penmarch wartete der Phare d’Eckmühl, der große Leuchtturm mit gründlichen Preisen für den Aufstieg und einer hübschen Schlange vorm Eingang. Wir haben verzichtet.
Stattdessen gab es nebenan, also auf der Rückseite eine ganz kleine Ausstellung des Seenotrettungsvereins, in der nicht nur ein ehemaliges Holz-Ruder-Rettungsboot bestiegen werden konnte, sondern auch viele Bilder das Leben an und mit dem Meer erläuterten. Alle Erklärungen gab es in vier Sprachen. Dazu einen beklemmenden Fotofilm über die Kraft des Meeres. Eintritt wurde übrigens nicht verlangt. Eine Spende für den Verein und seine Aufgaben jedoch nicht abgelehnt. Super!

Auf dem Rückweg Haben wir in einer Cidrerie angehalten (die, in der wir neulich schon waren) und jetzt den Bestand für zu Hause gekauft.

Point Croix bot nur eine Kirche zur Besichtigung. Nicht mal ein Fischlokal gab es. Langsam wird es eng mit dem Wunsch nach Coquillen, Riesenkrabbe und Flussaustern….

Spontan haben wir daher 4 Sorten Käse, Rilettes, bretonische Wurst und Pilz-Trüffelpastete sowie frisches Baguette mitgenommen. Zum Abend gab es die Einkäufe mit Apfelconfit (mit Lambig, Nüssen und Gewürzen) in der Abendsonne.

17. August – Locronan, Douarnenez, Pointe Millier

Locronan, unser Ort der sparsamen Umwege. Weil Arne “mal musste” sind wir eine kleine Seitenstraße rein. Weil es eine Einbahnstraße war, konnten wir nicht auf die vom Navi vorgeschlagene Hauptroute zurück kehren.

Also weiter geradeaus. In etwa 50 Meter Entfernung standen Leute mit Warnwesten. Das war uns aber egal, weil wir direkt vor der Einfahrt zu einem Parkplatz standen und auch gleich eine gute Lücke gefunden haben. Auf dem Weg in den Ort haben wir dann erst gesehen, dass die Warnwestenmännchen von jedem Parkfreudigen geschmeidige 3 Euro kassiert haben, weil die Hauptzufahrt von dort kam. Was für ein Glück, dass Arne musste!

Locronan ist absolut Autofrei (bis auf Anwohner) und sehr entspannt. Kleine Kopfsteinplastergassen lassen ein altertümliches Gefühl aufkommen.
Die Kirche wirkt für den Ort viel zu groß, ist aber ein bedeutender Wallfahrtsort.

Im Reiseführer hatte ich einen Tip für eine Creperie gelesen, die wir – obwohl am Hauptplatz gelegen – erst mal suchen mussten. Unscheinbar, keine Werbung und nur ein kleines Namensschild.
Als wir rein gingen, fanden wir das Lokal fast dunkel und leer vor. Eine ältere, aber verdammt flotte Kellnerin nahm und gleich in Beschlag, ob wir Crêpe essen wollen? Dem Tisch durften wir aussuchen.
Tja, nun ging’s wieder mal uns essen: ein Galette Complet und ein Crêpe mit Äpfeln und Honig. Dazu Cidre und Apfelsaft. Zum “Nachtisch” je einen Petit Café. Es war nicht teuer und wahnsinnig lecker. Die Galette/Crêpe wie gewohnt mit kaum Butter…

Den Abstecher nach Douarnenez hätten wir uns sparen können. Die Stadt hat außer der Fischkonservenindustrie nicht viel zu bieten.

Dafür gabs mehrere kleine steinerne Kirchen am Wegesrand (Plogonnec, Kerlaz). Es ist wahrhaft erstaunlich, wieviele kleine und doch sehr hübsche alte Kirchen sich in den Dörfern befinden! Nach Kirche Nummer 4 ist Arne allerdings für den Tag in den absoluten Kirchen-Anfahr-und-Besichtigungs-Streik getreten.

Also noch ein wenig Natur an der Pointe du Millier mit ihrem in einem Wohnhaus untergebrachten Leuchtturm. Hin durch Heide und Stechginster an einer kleinen Steilküste, zurück Teerstrasse….

Zum Abend dann: gegrillter Fisch (der geschenkte vom Vorabend). Am Waschbecken musste ich zu meinem Erschrecken feststellen, dass nur zwei der vier Fische bereits ausgenommen waren. Da half es nichts, ich musste mir unfreiwillig das Ausnehmen der Fische selbst beibringen… Urgs.
Ab jetzt kann ich ein ganz klein wenig nachvollziehen, warum Menschen begab leben. Konnte ich schon mal… Neulich als ich dem Kaninchenbraten noch den Kopf abtrennen musste vorm garen…

Der Fisch kam in Alufolie, bekam wahlweise Senf- oder Zitronensalzkruste und ab auf den Grill. Totales Festmahl, zu dem die Reste der noch aus Deutschland mitgebrachten Kartoffeln gut schmeckten!

Beim edlen Spender haben wir uns übrigens mit Cidre bedankt und noch ein nettes Gespräch mit seiner ursprünglich aus den Niederlanden stammenden Frau gehabt. Wie klein die Welt doch sein kann.

16. August – Reisetag, Audierne, Beuzec

Von Camaret nach Primelin.

Eine Reise von gut 2 Stunden, ohne Fernstraße, quer durchs Land.

Und weg von Paula und Paulchen – den ständig kläffenden Hunden unserer etwas schlichten Parzellennachbarn aus… Bonn. So konnten und mussten wir leider verstehen, was die miteinander und mit den Hunden geredet haben.

Primelin ist so klein, dass es kaum auf der Landkarte steht. Kurz vor der Pointe du Raz. Der Betreiber des städtischen Platzes war fast erstaunt, dass wir drei Nächte bleiben wollen. Der Platz ist ruhig-familiär und Super gepflegt.

Von hier werden wir ab jetzt erst mal Autotouren fahren.

Zuerst nach Audierne. Die Stadt hat mit viel zu bieten außer einem großen Sea-Life-ähnlichen Aquarium UND:

Arne hat seinen bretonischen Pulli und Schal bekommen! Jetzt hab ich meinen endlich zurück!

Ich glaube wir sind nur gut 300 Meter gelaufen, da war sie: eine traditionelle Boulangerie/Patisserie mit Bretonischem Kuchen. Dieser besteht aus einer Vielzahl von Zutaten: zunächst Butter, dazu ein wenig Butter, Butter, ein Hauch Zucker und nicht zu vergessen: etwas Butter. Man zahlt ihn nach Gewicht und jedes Gramm landet garantiert direkt auf der Hüfte! Unserer war zusätzlich mit Schokolade – der Kollateralschaden in Kuchenform.

Auf dem Rückweg sägen wir in einer Seitenstraße (die man von der Hafenseite nicht einsehen konnte) eine Creperie. Klein, rustikal, keine Sitzplätze. Der Bäcker in weißer Bäckerkluft buk auf 3 Crepeeisen gleichzeitig Crêpe. Nicht weil so viel los war, sondern weil alle paar Minuten Franzosen reinkamen, die offenbar ein Grosspaket für zu Hause mitnahmen.

Unser Galette war mit Ziegenkäse und Lachs, reichlich belegt und kaum Butter…. Lecker!

Übrigens drängt sich mit der Versacht auf, dass ich heute eine echte Schti in der Creperie vor mir als Bedienung hatte. Wahnsinn, wie jemand mit leerem Mund so sprechen kann, als ob er heiße Kirschkerne im Mund hätte.

Mehr könnte uns Audierne nicht mehr bieten, da waren wir satt und sicher. Also noch eine Aussenschleife nach Beuzec.
Das gibt es im Umkreis von 60km zwei mal – wissen wir jetzt…
Die gut 30km zunächst in die falsche Richtung hatten aber etwas Gutes, denn wir sind am Cidre-Direktverkauf von Kerne vorbeigekommen. Das hat unser Portemonnaie entlastet und das Auto gefüllt. Danach ging’s zum richtigen Beuzec (am Cap Sizuen). Neben einer tollen Landschaft wartet hier vor allem die kleine Granitkirche des Ortes mit tollen Buntglasfenstern auf. Die Kirchen werden hier schlichter. Etwas naiv-grober. Die Heiligenfiguren weniger feingliedrig. Alles ist hier etwas handfester in den Kirchen.

Als ob es heute nicht schon genug um Essen ging, stand ein bretonischer Hobbyangler abends an unserer Parzelle um geangelten Fisch zu verschenken, der nicht mehr in seine Kühlung passte… Wir bekamen 3 Makrelen und einen “Gronde” oder so ähnlich. Leider könnte uns niemand den deutschen Namen sagen. Das Essen für morgen ist also gesichert.